«Im Unter­grund kann es ganz schön eng werden.»

Der gross­flächige Aus­bau der klima­freund­lichen Fern­wärme­versor­gung und die gleich­zeitige Sanierung der Werk­leitungen sind das grösste Bau­projekt im öffent­lichen Raum der Stadt Bern. Das Bauen in dicht besie­delten Quartieren ist anspruchs­voll. Energie Wasser Bern setzt alles daran, das Alltags­leben in den Quartieren möglichst wenig einzu­schränken. Die Fach­leiterin Fern­wärme, Jasmin Hostettler, gibt Ein­blick ins Bauen im städtischen Raum.

2020 fiel der Start­schuss für den Ausbau des Fern­wärme­netzes in den beiden Schwer­punkt­gebieten Bern West und Läng­gasse. Wo steht das Projekt nach rund vier Jahren Bauzeit?

Bisher sind 13,5 von insge­samt über 50 Kilo­metern Fern­wärme­leitungen verlegt. Erste Kundinnen und Kunden im Hoch­feld und im Untermatt-Quartier können bereits heute ihre Liegen­schaften mit Fern­wärme ökolo­gisch heizen, dazu gehört unter anderem auch die neue Schwimm­halle Neufeld. Das Projekt ist insge­samt auf Kurs. Wir haben aber noch viel Arbeit vor uns, bis voraus­sichtlich im Jahr 2035 sämt­liche Fern­wärme­leitungen gebaut sind.

Welche Herausforde­rungen gilt es dabei zu meistern?

Wir bauen im dicht besiedelten Raum – mal in engen Quartier­strässchen, mal ent­lang von viel befah­renen Verkehrs­achsen. Dazu brauchts zum einen eine sorg­fältige, mit der Stadt abge­stimmte Planung. Wir müssen ja nicht nur den Verkehrs­fluss aufrecht­erhalten, sondern sicher­stellen, dass die Blau­licht­fahr­zeuge – also Feuer­wehr, Sanität und Polizei – und der öffent­liche Verkehr jeder­zeit passieren können. Zum andern bauen wir etappen­weise, um den Alltag der Menschen in den Quartieren möglichst wenig einzu­schrän­ken. Das bedeutet aber auch, dass die Bau­phasen ent­sprechend länger dauern, was nicht immer einfach zu ver­mitteln ist. Zahl­reiche Kundinnen und Kunden hätten die neue Fern­wärme­heizung lieber heute als morgen im Haus. Und dann gibt es natür­lich auch schwierige Bau­etappen, beispiels­weise wenn der Stadt­bach über- oder die Bahn­linie unterquert werden muss.

Energie Wasser Bern nutzt den Fern­wärme­ausbau, um die übrige Ver­sorgungs­infra­struktur zu sanieren, also beispiels­weise Strom- und Wasserleitungen?

Genau. Gewisse Strom­leitungen sind um die 80 Jahre alt. Wenn wir die Strassen fürs Ver­legen der Fern­wärme­leitungen auf­reissen, liegt es auf der Hand, auch die Werk­leitungen auf den neusten Stand zu bringen. Früher oder später müsste man dies ja sowieso tun. Bau­technisch ist die Kombi­nation all dieser Arbeiten mancher­orts aber eine Knack­nuss. Das Leitungs­netz unter unseren Füssen ist über Jahr­zehnte gewachsen. Strom, Wasser, Abwasser, Gas, Glas­faser, öffent­liche Beleuch­tung und jetzt noch Fern­wärme – der Platz ist gerade in kleinen Strassen begrenzt. Zudem setzt parallel zu unseren Arbeiten auch die Stadt Projekte um, für die Sanierung der Sied­lungs­entwäs­serung etwa oder um den Strassen­raum aufzu­werten. Die Bündelung all dieser Projekte ist absolut sinn­voll und effizient – aber sie führt zu beträcht­lichen Belastungen für die Anwohnerinnen und Anwohner. Das ist uns bewusst. Unsere Bau­teams geben alles, damit die Bau­arbeiten möglichst sicher und gleich­zeitig speditiv über die Bühne gehen. Sie tragen auch mal Abfall­säcke an Sammel­punkte und helfen, wenn nötig, sogar beim Schleppen von Umzugskartons.